Schriftwort: Markus 9,23

Jesus Christus spricht: „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“

Liebe Schwestern und Brüder!

Dieses Wort Jesu hallt uns in den Ohren in unserer Zeit, in der so vieles vorübergehend nicht möglich ist. Die Einschränkungen unserer Lebensmöglichkeiten und gewohnten Freiheiten belasten auf die Dauer alle und einige treiben sie wirtschaftlich bedrohlich in die Enge. Es scheint auch fast kein anderes Gesprächsthema mehr zu geben, weil sich jeder wünscht, die Pandemie möge so bald wie möglich vorbei sein. Da hinein also spricht Jesu Wort: „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“

Weltfremd! – sagen die einen. Das klingt doch so, als gelten für die Glaubenden keinerlei Einschränkungen! Der Glaube schützt doch nicht vor Ansteckung mit gefährlichen Krankheiten!

Mal wieder typisch! – sagen die anderen. Die Glaubenden halten sich für etwas besseres! Kirche besteht halt immer wieder auf ihrer Extrawurst in der Gesellschaft…

Eines ist klar: Dieser Satz Jesu hat es in sich und kann gründlich missverstanden werden, tatsächlich auch zur Weltflucht und oder völligen Selbstüberschätzung derer führen, die ihn im Munde führen.

Das kann allerdings nur geschehen, wenn er aus dem Zusammenhang seiner Geschichte gerissen wird – der Geschichte der Heilung eines besessenen Jungen (Markus 9, 14-29). In dieser Geschichte geht es nicht um Glaube gegen Wissen oder die Möglichkeiten Auserwählter, sondern um Leid und Hilflosigkeit, enge Grenzen und Versagen, tief eingebrannten Zweifel und was dann wirklich neue Lebensmöglichkeiten schaffen kann. Ein Junge leidet unheilbar an Epilepsie, war schon mehrfach in akuter Lebensgefahr. Der Vater muss hilflos zuschauen. Die Jünger versagen bei dem Versuch, den Jungen zu heilen. Der Vater hat zu viele Enttäuschungen erleben müssen. Noch nicht einmal mehr Jesus selbst kann er mit Vertrauen begegnen. „Hilf, wenn du kannst!“, sagt er zu IHM. Jesus ist entsetzt, wie tief die eigene erlebte Hilflosigkeit Menschen in Zweifel stürzen kann und macht SEINEM Entsetzen Luft. Dann sagt ER:„Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“ Ein Wort, größer noch als der Zweifel tief ist. Ein Wort, an dem sich der geplagte Vater ebenso aufrichten kann wie die erfolglosen Jünger. Ein Wort, das Hoffnung und Zuversicht schenkt, wo es nach Menschenmöglichkeit nichts mehr zu hoffen gibt.

Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“ Es ist möglich, Mensch zu bleiben in der Krise. Es ist möglich, aus dem Vertrauen in Gottes Liebe Hoffnung zu schenken und Zuversicht, wenn alle murren und klagen, wenn die einen an ihre Grenzen kommen und die anderen keinem mehr trauen. Also weder weltfremd noch Extrawurst, sondern das Wort Christi auch genau für unsere Zeit.

Foto: Privat (J.Reichmann)

Manchmal braucht es dringend einen Perspektivwechsel – so wie für den Vater des Jungen. Und wenn der Blick erstarrt ist, braucht es das ganz große Panorama, das über den Alltag hinausweist. „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.“, sagt Jesus. Im Psalm 121 klingt das so: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Dieses Vertrauen, diese Gewissheit gab dem Beter des Psalms Halt und Trost in seinem Leben. Wir wissen nichts über sein Schicksal. Aber wir können davon ausgehen, dass seine Lebenszeit ganz bestimmt nicht einfacher und bequemer war als die unsere. Sorgenfrei war sie auf keinen Fall. Was hindert uns also daran, wie er auch in der Größe und Schönheit der Schöpfung die Größe und lebensspendende Macht unseres Gottes wahrzunehmen? Das wünsche ich uns allen in dieser herausfordernden Zeit ganz besonders.

Amen

Gebet:

HERR, unser Gott, wir danken DIR für alle Bewahrung und DEINE bergende Liebe, die wir erleben dürfen in der Gemeinschaft der Mitmenschen.

HERR unser Gott, DU bist uns nahe in Jesus Christus, dem guten Hirten. Wir bitten DICH für die Menschen, die in unserer Zeit Verantwortung übernehmen für andere, die ihnen anvertraut sind. Schenke ihnen Geduld und Freude an ihren Aufgaben.

HERR, unser Gott, DU guter Hirte, wir bitten DICH für alle Ausgegrenzten und Einsamen, für alle Trauernden und Leidenden, dass ihnen Menschen begegnen, die ihnen beistehen.

HERR, unser Gott, DU guter Hirte, wir bitten DICH für alle Zweifelnden und Verzweifelten, für alle, die sich verloren glauben im Dickicht dieser Zeit, gehe ihnen nach durch Menschen, die sich ihrer annehmen.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN