Text: Epheser 2,19

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Gedanken zum Text:

Ihr gehört zu uns, auf Augenhöhe, vollkommen gleichberechtigt. Das hörten mit den Worten des Epheserbriefes Christen im Gebiet der heutigen Türkei am Ende des ersten Jahrhunderts. Vor ihrer Taufe hatten sie viele verschiedene Götter verehrt. Sie kamen aus den unterschiedlichsten Kulturen, Traditionen und Prägungen, die sie mitbrachten in den neuen Glauben. Das waren noch Zeiten! Da wuchsen die Gemeinden statt immer kleiner zu werden! Davon können wir in unserem reichen Land nur träumen. Ich weiß, die Zeiten sind nicht vergleichbar. Jedenfalls ist unsere Zeit unvergleichbar mit ihrem allgemeinen Wohlstand, der generationenlangen Friedenszeit und der fast schrankenlosen individuellen Freiheit im Denken und Handeln. Aber andererseits bleibt der Mensch sich selber treu: Was werden die „Alteingesessenen“, die „Kerngemeinde“ zu den vielen „Neuen“ gesagt haben? Wurden die „Neuen“ mit offenen Armen empfangen? Gab es Vorbehalte? Gab es Forderungen nach Anpassung in Frömmigkeit und Lebensführung? Mit Sicherheit, denn mit der so genannten „Willkommenskultur“ wird es damals nicht viel anders gewesen sein als heute. Unsicherheit auf allen Seiten, Befindlichkeiten nicht zu knapp, die das Zusammenleben belasteten. Diesen Menschen schrieb der Apostel: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Ihr gehört dazu, alles geklärt, durch Christus selbst, der der Eckstein der Gemeinschaft ist, der ihr Halt und Sicherheit gibt. Den anderen anzunehmen wie er ist, auch wenn ihm die alten Traditionen wichtig sind und er mit seiner gefühlt uralten Bibelübersetzung daherkommt, sie auszuhalten, wenn sie das völlig anders sieht und handhabt, und trotzdem beieinander zu bleiben, das ist eine fortwährende Aufgabe schon innerhalb einer Konfession – aber erst recht im ökumenischen Dialog. Aufeinander zugehen und aufeinander achten, das legt uns Christus immer wieder ans Herz, innerhalb einer Gemeinde und miteinander in der Ökumene. ER weiß, dass uns die anderen guttun. Denn nur in der Begegnung mit ihnen können wir den Respekt und die Bescheidenheit lernen, die vor Gott zählen. Der HERR traut uns zu, dass wir lernen können. Neue Erfahrungen zuzulassen, das scheint in der schwierigen Gegenwart der Gemeinden eine vordringliche Aufgabe zu sein.

Kirche Pößneck – Jüdewein. Foto: Privat (J.Reichmann)

Gedanken zum Bild:

Das zweite Bildfenster im Chorraum der Kirche Jüdewein trägt leider keine Jahreszahl, nur einen Verweis auf die Stifter aus der Gemeinde Jüdewein – Köstitz. Es zeigt eine Abendmahlsszene und den Spruch: HERR, bleibe bei uns.

Das Abendmahl, die Eucharistie, das Herrenmahl und welche Namen das Heilige Mahl sonst noch trägt, ist die persönlichste Erfahrung der Gemeinschaft mit Christus und zugleich der „springende Punkt“ der Ökumene. Das heißt, an diesem Punkt springt alle Gemeinschaft der Kirchen (im Moment noch) auseinander, prallen Traditionen und theologische Lehrgebäude aufeinander und erscheinen als (fast) unüberwindliche Hindernisse auf dem Weg zum Miteinander am Tisch des HERRN. Man könnte sagen: Im Haus des HERRN wohnen sie alle. Aber sie essen immer noch nicht gemeinsam mit dem Hausherrn, weil sie sich unentwegt darüber streiten, wer unter ihnen, den eingeladenen Mitbewohnern, das Sagen hat, wessen Verständnis von allem verbindlich sei. Dem EWIGEN sei Dank, dass SEINE Geduld kein Ende kennt. ER ist eben doch der beste Lehrer.

Gebet:

HERR unser Gott, wir danken DIR für DEINE Gaben, die wir miteinander teilen können. Hilf uns, DEINE Güte zu erkennen in allem, was unser Leben reich macht.

HERR, wir bitten DICH, dass DEINE Gaben uns miteinander verbinden. Wenn der eine erschöpft ist, lass den anderen achtsam und helfend zur Seite stehen. Wenn eine geplagt wird von Ärger und Zorn, lass sie Halt finden in einem friedfertigen Menschen.

HERR, wir bitten DICH für DEINE Kirchen und Gemeinden, begleite ihren Weg zu einem geschwisterlichen Miteinander auch weiterhin mit DEINEM Segen. Lass uns leben als Menschen, die DU berufen hast an einen Tisch, als Verwandte und Nachbarn aus allen Völkern DEINER Erde.

HERR unser Gott, wir bitten DICH, bewahre uns und unsere Nachkommen auf der gefährdeten Erde vor den Folgen unserer Verschwendung und Habgier, vor allem aber vor der Dürre des Herzens. Schenke uns Hoffnung, die stärker ist als der Tod.

Erbarmender Gott, erhöre uns. Amen

Beten wir das Vaterunser:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde Dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen

Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

AMEN